Schulstoff nachbereiten und über Nöte sprechen

Das Landesprogramm „Zukunftschance assistierte Ausbildung“ soll Ausbildungsabbrüche verhindern.

Leicht ist der Alltag dieser Auszubildenden nicht, wahrscheinlich ist er anstrengender als der manches Lehrlings. Denn Monia Alshikh Omar erlernt nicht nur einen Beruf. Die Syrerin muss sich parallel mit der deutschen Sprache zurechtfinden und hat zwei Kinder. Um die Lehre und den Alltag stemmen zu können, nimmt Alshikh Omar am Programm „Zukunftschance assistierte Ausbildung“ – kurz: ZaA – teil. Das Landesprogramm unterstützt Auszubildende und Betriebe in Sachsen-Anhalt, um Ausbildungsabbrüche zu verhindern.

Die 26-Jährige erlernt bei Creativ Dental in Wittenberg den Beruf der Zahntechnikerin und ist im ersten Lehrjahr. Seit Ausbildungsbeginn nutzt Alshikh Omar ZaA und wird in der Berufsbildungszentrum Elbe GmbH (BBZ Elbe), dem örtlichen ZaA-Projektträger, betreut. „Monia erhält bei uns Stützunterricht“, sagt Anja Busse, Koordinatorin Ausbildung und Sozialpädagogin des BBZ Elbe. „Wir bereiten den Lernstoff der Berufsschule auf, denn es ist für Monia oft noch schwer zu verstehen, was Lehrer, die keine Tafelbilder verwenden und nur sprechen, alles vermitteln wollen.“ Creativ Dental stellt die Syrerin einmal im Monat ganztägig frei, so dass sie im BBZ Elbe für Tests lernen, den Schulstoff nachbereiten und auch mal andere Sorgen und Nöte mit der Sozialpädagogin Busse besprechen kann.

Monia Alshikh Omar (l.) und Zahntechnikermeisterin Claudia Felgentreu.

Monia Alshikh Omar (links) lernt bei Creativ Dental. Zahntechnikermeisterin Claudia Felgentreu (rechts) leitet sie an und ist sehr zufrieden mit ihrer Auszubildenden.

Schwierige Bedingungen

Für ein viel zu frühes Ende der Lehre gibt es unterschiedliche Gründe, viele davon versucht ZaA abzufangen. Neben Stützunterricht wird auch eine sozialpädagogische Betreuung angeboten, denn auch private Probleme können sich negativ auf die Ausbildung auswirken. ZaA richtet sich an junge Menschen mit Förderbedarf oder schwierigen Ausgangsbedingungen, die einen erschwerten Zugang zu einer regulären betrieblichen Ausbildung haben.

Monia Alshikh Omar folgte 2015 ihrem Mann nach Deutschland. Die junge Frau, die in Syrien als Friseurin arbeitete, verknüpfte den Start in Deutschland mit einem beruflichen Neubeginn. „Mich interessiert es einfach, und ich will immer Neues lernen“, antwortet Alshikh Omar auf die Frage, warum sie sich für die Ausbildung zur Zahntechnikerin entschieden habe.

Claudia Felgentreu, die die Lehrlinge bei Creativ Dental betreut, findet nur gute Worte für ihre Auszubildende. „Man merkt immer, dass sie lernen will. Das ist sehr lobenswert“, so die Zahntechnikermeisterin. Alshikh Omar hat nach einem vierzehntägigen Praktikum das Angebot erhalten, die Lehre bei Creativ Dental zu absolvieren und die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn mit einem bezahlten Praktikum zu überbrücken.

Das Dentallabor mit 22 Mitarbeitern und drei Auszubildenden, hat nicht nur positive Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht. „Drei junge Männer haben bei uns auch ein Praktikum gemacht, doch sie hatten Probleme damit, dass sie die Weisung von einer Frau erhalten“, erzählt Thomas Jünemann, Geschäftsführer von Creativ Dental, „Für uns als Betrieb kommt eine solche Einstellung nicht infrage.

Handwerkskammer koordiniert

Wenn ein Ausbildungsbetrieb ZaA in Anspruch nehmen möchte, sollte er sich an Mirko Dexter wenden. Der Mitarbeiter der Handwerkskammer ist Kammerkoordinator für ZaA. Er stellt den Betrieben das Förderprogramm im ersten Schritt vor und erfasst den Unterstützungsbedarf. Sind Betrieb und Azubi mit der Teilnahme einverstanden, geht es in der Regel ganz fix. Die Kammer kontaktiert die Berufsberater der zuständigen Arbeitsagentur, gibt Auskunft über die Situation und stellt einen Förderantrag. Wird ein Antrag – nach spätestens vier Tagen hat sich ein Berater zurückgemeldet – genehmigt, übermittelt die Arbeitsagentur die Daten an den regionalen ZaA-Projektträger, der mit dem Betrieb das weitere Vorgehen abstimmt.

Die Kammerkoordinierung „Zukunftschance assistierte Ausbildung“ wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Sachsen-Anhalt gefördert und ist ein Projekt innerhalb des gemeinsamen Landesprogramms „Zukunftschance assistierte Ausbildung“ des Landes Sachsen-Anhalt und der Bundesagentur für Arbeit.

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