Konjunkturumfrage Deutlich verschlechterte Lage im Bauhaupthandwerk

Im 1. Quartal 2023 hat sich die konjunkturelle Stimmung im Handwerk gegenüber den Vorquartalen leicht verbessert. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Gewerkegruppen.

Konjunktur Stockbild mit Münzen und Symbolen auf Würfeln
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„Die von uns gemessene Geschäftslage der Betriebe ist trotz starker Kostensteigerungen in vielen Gewerken durchaus noch gut“, erläutert Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle. „Aber in einer Gewerkegruppe – dem Bauhauptgewerk – zeichnen sich erste Vorboten einer komplizierteren handwerkswirtschaftlichen Zukunft ab.“

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Zu den Konjunkturzahlen:

Der Geschäftslageindex für das Handwerk im Kammerbezirk ist im 1. Quartal um vier Punkte auf plus 37 (Vorquartal: plus 33, Vorjahr: plus 38) gestiegen. 44 Prozent der Betriebe beschreiben ihre geschäftliche Lage derzeit als gut, 12 Prozent als schlecht.

Zum Zeitpunkt der Erhebung war der Ausblick auf die kommenden Monate wie im letzten Quartal 2022 leicht negativ (Index der Geschäftserwartungen minus 1). Er hat sich – vor allem saisonbedingt – jedoch verbessert (Vorquartal: minus 30). Vor einem Jahr lag er allerdings noch bei plus 36. 20 Prozent der Betriebe erwarten eine sich verschlechternde Lage. Im Gegensatz zu früheren Jahren sind die Erwartungen der Bauhaupt- und Ausbauhandwerke sehr zurückhaltend.  

Die Zahl der Beschäftigten ist im 1. Quartal 2023 wie im Vorquartal um 1.000 auf 62.500 Personen gesunken. Zurückzuführen war der Rückgang auf die starken Beschäftigungsverluste von 13 Prozent in den Bauhaupthandwerken. Dieser Rückgang war im Vorquartal bereits erwartet worden und ist offensichtlich nicht primär auf saisonale Effekte zurückzuführen, sondern auch Ausdruck einer schwächeren Konjunktur in der Branche. Auch für das kommende Quartal werden keine Beschäftigungszuwächse erwartet. Am günstigsten sind die Erwartungen bei den Handwerken für gewerblichen Bedarf.

Die Umsätze im Handwerk sanken im 1. Quartal im Durchschnitt um nominal 12 Prozent. Immerhin 24 Prozent der Betriebe meldeten nominale Umsatzzuwächse, 47 Prozent allerdings Rückgänge. Wie schon bei der Zahl der Beschäftigten waren auch hier die Umsatzverluste in den Bauhaupthandwerken am deutlichsten (minus 39 Prozent). Fast zwei Drittel (61 Prozent) der Betriebe im Bauhaupthandwerk meldeten Umsatzrückgänge.

Die Auftragsreichweiten sind um 0,2 Wochen auf 8,2 Wochen gestiegen. Sie liegen damit etwas unter dem Vorjahresniveau von 8,7 Wochen. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe liegt bei 80 Prozent (Vorquartal 82 Prozent).

Die Zahl der Mitgliedsbetriebe stieg im 1. Quartal um 24 auf 13.170. Das sind zugleich 172 Betriebe weniger als vor einem Jahr. Damit bleibt es bei der Tendenz eines leichten Rückgangs  der Zahl der Mitgliedsbetriebe.  

Sonderthema Auswirkungen der Energiewende auf das Handwerk:

Auf das Handwerk werden sich sowohl das Verbot von Neufahrzeugen mit konventionellen Verbrennungsmotoren ab 2035 sowie auch von Heizungen mit konventionellen Energieträgern wie Erdgas bei Neubauten ab 2024 auswirken.

Für Heizzwecke nutzen gegenwärtig 77 Prozent der Handwerksbetriebe Heizöl, Flüssiggas oder leitungsgebundenes Gas. Fernwärme oder regenerative Energien nutzen 17 Prozent. Nur sehr wenige Betriebe werden in den nächsten zwei Jahren ihre bisherige Öl- oder Gasheizung umstellen.

Zudem nutzt fast die Hälfte der Betriebe (41 Prozent) Gas oder Öl für betriebliche Prozesse. Der Austausch der bisherigen Energieträger für Heizung oder betriebliche Prozesse wird von 42 Prozent der Betriebe für kaum vorstellbar gehalten, 19 Prozent halten ihn für möglich, aber kostenintensiv, und nur 2 Prozent gehen von eher geringen Kosten einer Umstellung aus.

5 Prozent der Betriebe möchte sich bis Ende 2024 Elektrofahrzeuge anschaffen bzw. besitzen diese.

79 Prozent hat dies bis Ende 2024 nicht vor, 15 Prozent kann dazu keine Aussage machen. Gegen die Nutzung von E-Fahrzeugen sprechen aus Sicht des Handwerks vor allem die hohen Kosten und die zu geringe Reichweite. Außerdem sind in einigen Fahrzeugklassen derzeit keine elektrischen Alternativen verfügbar.

Im Vergleich zu unserer Umfrage im Sommer 2019 haben sich diese Gesichtspunkte kaum geändert, jedoch werden die Kosten- und Reichweitenprobleme jetzt von noch mehr Betrieben betont.

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