Konjunkturumfrage: Bange Erwartungen angesichts der Coronakrise

Abschwung
Die Coronapandemie wirkt sich auch massiv auf die regionale Wirtschaft aus.

Im 4. Quartal 2020 wirkten sich die erneuten Eindämmungsmaßnahmen negativ auf die Lage im Handwerk aus. „Selbst wenn die Zahlen in vielen Handwerksbereichen scheinbar gut sind – die Stimmung ist im Keller“, erläutert Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle. „Viele Betriebe artikulieren bange Erwartungen an die Zukunft. Wir brauchen deutliche Signale der Politik, wie es weitergeht.“

Zu den Konjunkturzahlen:

Der Geschäftslageindex für das Handwerk im Kammerbezirk ist im 4. Quartal auf plus 32 gefallen. Das sind 20 Punkte unter dem Wert des letzten Quartals. Die Erwartungen sind deutlich schlechter: 33 Prozent der Betriebe erwarten eine bessere, aber 34 Prozent eine schlechtere Geschäftslage im 1. Quartal (Index der Erwartungen plus 2 (Vorquartal plus 35)).

Die Zahl der Beschäftigten sank im 4. Quartal 2020 um 1.500 Mitarbeiter auf 67.000 Personen. Außer in den Handwerken für gewerblichen Bedarf sanken die Mitarbeiterzahlen in allen Gewerkegruppen, am deutlichsten in den Kfz-Handwerken. Ursachen dieser Entwicklung liegen zum einen in der Konjunkturschwäche infolge der Coronakrise, zum anderen im Ausscheiden von älteren Fachkräften aus dem Arbeitsleben und dem Rückgang der Betriebszahlen.

Für die Monate Oktober bis Dezember meldeten 41 Prozent der Unternehmen wachsende und 24 Prozent sinkende Umsätze. Insgesamt stieg der Umsatz um 8 Prozent. In den Bauhaupthandwerken, Ausbauhandwerken und Handwerken für gewerblichen Bedarf gab es deutliche Umsatzzuwächse von mehr als 10 Prozent. Dem stehen die sehr verhaltenen Werte im Kfz-Handwerk (minus 6 Prozent) und in den Handwerken für privaten Bedarf (plus 2 Prozent) gegenüber. Dramatisch ist der Teilbereich Frisöre/ Kosmetiker mit minus 13 Prozent.

Die Auftragsreichweiten sind gegenüber dem Vorjahr deutlich (10,9), gegenüber dem Vorquartal (6,5) leicht zurückgegangen und liegen bei durchschnittlich 5,9 Wochen. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe verminderte sich auf 78 Prozent (Vorquartal 85 Prozent).

Die Zahl der Mitgliedsbetriebe sank im 4. Quartal um 133 auf 13.342. Das sind 190 Betriebe weniger als vor einem Jahr. 2020 gab es sowohl weniger Neueintragungen als auch weniger Betriebslöschungen als 2019.

Sonderthema Hemmnisse des Handwerks:

Seit mehr als 20 Jahren befragt die Handwerkskammer die Betriebe nach ihrer Einschätzung von Hemmnissen für ihre betriebliche Entwicklung. Auf dieser Basis ist eine aussagefähige Zeitreihe entstanden.

Seit Beginn der Befragungen stehen hohe Sozialabgaben und hohe Steuern an der Spitze der Nennungen (49 bzw. 45 Prozent der Betriebe). In den letzten Jahren ist als gleichrangiges Hemmnis fehlendes Fachpersonal (45 Prozent der Betriebe) hinzugekommen.

Da aus Vergleichbarkeitsgründen immer dieselben Fragen gestellt werden, fehlt bei der Untersuchung eine spezielle Frage zur Coronakrise. Jedoch gab es in dieser Befragung eine sehr hohe Anzahl von Nennungen bei „sonstigen Hemmnissen“, bei denen die Coronakrise als wichtiger Grund vermutet werden darf: Während solche Hemmnisse 2019 nur von 6 Prozent der Betriebe als starkes oder sehr starkes Hindernis benannt wurden, waren es 2020 immerhin 20 Prozent.