Berater der Handwerkskammer Nachfolger gesucht

Den Betrieb an einen passenden Nachfolger übergeben und den Ruhestand genießen. Damit das reibungslos funktioniert, müssen rechtzeitig die richtigen Weichen für die Übergabe gestellt werden. Welche das sind, erklärt Betriebsberaterin Antje Leuoth im DHZ-Interview mit Yvonne Bachmann.

Karikatur Nachfolger gesucht
Karikatur Nachfolger gesucht. Bild: Marius Mezger

Ein Drittel der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Halle steht statistisch gesehen vor der Suche nach einem  Nachfolger. Als Beraterin der Handwerkskammer Halle unterstützt Diplom-Ökonom Antje Leuoth Mitglieder während des Nachfolge-Prozesses in ihren Betrieben. Wenn der Betrieb es möchte, erfolgt eine kostenfreie Beratung durch die Kammer von den ersten Planungen bis zur finalen Übergabe an den neuen Eigentümer.

Frau Leuoth, wie alt ist der typische Handwerksunternehmer im Schnitt, wenn er in den Ruhestand geht?

In der Regel sind die Unternehmer im Handwerk zwischen 60 und 70 Jahre alt, wenn Sie ihre Betriebe an einen Nachfolger übergeben.

Ab wann sollten sich Unternehmer mit dem Thema Nachfolge auseinandersetzen?

Ein Unternehmer sollte für sich festlegen, wann er in den Ruhestand gehen möchte. Das sollte sehr vorausschauend geschehen, denn die Suche nach einem Nachfolger kann eine ganze Weile dauern, und auch wenn er gefunden ist, gilt es noch einige Angelegenheiten zu klären. Auch auf Seite des Käufers kann es sich etwas hinziehen, denn  die Finanzierung des Kaufpreises durch eine Bank kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Man sollte zwischen zwei und fünf Jahren für den Prozess der Nachfolge einplanen.

Was gehört zum Prozess der Betriebsübergabe alles dazu?

Dieser Prozess beginnt mit der Suche nach einem Nachfolger. Im Handwerk ist es oft üblich, das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben, aber nicht immer wollen oder können die Kinder übernehmen – und manchmal gibt es auch gar keine Kinder. Ebenfalls zu Beginn des Prozesses sollte ein Plan erstellt werden, in dem der zeitliche Rahmen geplant wird, in dem die Nachfolge realisiert werden soll. Zudem muss überlegt werden, wie das Unternehmen übertragen werden soll – z.B. durch Schenkung, Verkauf oder Pacht. Bei all diesen Schritten stehen die Betriebsberater der Handwerkskammer gern beratend zu Seite. Zusätzliche Beratungsgespräche sollten mit dem Steuerberater und ggf. mit einem Rechtsanwalt oder Notar stattfinden.

Um einen Kaufpreis festzulegen, sollte das Unternehmen – mit allem, was übertragen werden soll – finanziell bewertet werden. Diese Bewertung führen Mitarbeiter der Handwerkskammer auf Wunsch kostenfrei für Mitgliedsbetriebe durch.

Neigt sich der Nachfolgeprozess langsam dem Ende entgegen, sollte der bisherige Unternehmer rechtzeitig seine Rente beantragen. Um eine optimale Übergabe zu gewährleisten, sollte der Nachfolger über eine gewisse Zeit eingearbeitet werden.

Wir bieten eine allgemeine Beratung zum Thema Nachfolge an, zudem die kostenfreie Bewertung von Grundstücken, Immobilien, beweglichem Anlagevermögen und für die Gesamtbewertung des Unternehmens den Firmenwert.

Antje Leuoth, Betriebsberaterin der Handwerkskammer Halle

Sie erwähnten es bereits: Die Berater der Handwerkskammer bieten an, Betriebe bei der Übergabe zu unterstützen. Welche Beratung und welche Services bietet die Kammer  genau an?

Wir bieten eine allgemeine Beratung zum Thema Nachfolge an, zudem die kostenfreie Bewertung von Grundstücken, Immobilien, beweglichem Anlagevermögen und für die Gesamtbewertung des Unternehmens den Firmenwert. Wir klären Formalitäten mit dem übergebenden Unternehmer und beraten den Nachfolger, z.B. zur Finanzierung des Kaufpreises und zu Fördermitteln.  Auch bei der Erstellung eines Businessplanes stehen wir beratend zur Seite. Bei Unstimmigkeiten zwischen Übergeber und Übernehmer bieten wir eine Mediation an. Diese ist ein bewährtes Verfahren zur Lösung von Konflikten.

Einen Nachfolger zu finden ist derzeit nicht einfach. Welche Gewerke sind besonders von dieser Problematik betroffen und welche finden noch etwas leichter jemanden?

Besonders schwierig ist es derzeit für die Gewerke Maurer- und Betonbauer, Tischler, Friseur und Kosmetik sowie im Kfz- Bereich – sowohl freie Werkstatt als auch markengebundenes Autohaus. Leichter finden sich Nachfolger im Bereich Installateur- und Heizungsbau und Elektrotechnik.

Gibt es Unterschiede zwischen Stadt- und Landbetrieben?

Unterschiede zwischen Stadt und Land können wir nicht feststellen, aber in die wirtschaftlich schlecht entwickelten Wirtschaftsräume zieht es noch weniger Menschen, wenn sie keine familiäre Beziehung zu dem Standort haben.

Über welche Wege findet man einen Nachfolger?

Wenn die Familie nicht in Betracht kommt, ist die Suche unter den Mitarbeitern manchmal erfolgreich. In den Gesprächen mit den Betriebsberatern der Handwerkskammer ergeben sich auch Ideen zu potenziellen Nachfolgern, denn wir führen auch Gespräche mit Existenzgründern, die dann vermittelt werden können. Gesucht und gefunden werden kann auch über die online-gestützte Betriebsbörse nexxt-change. Die Kammer ist hier Regionalpartner der Börse. Der Aufnahmeantrag wird in der Regel über die Kammer gestellt. Unter www.nexxt-change.org findet man Unternehmen, die zum Verkauf angeboten werden, aber auch potentielle Nachfolger, die ein Unternehmen zur Übernahme suchen. Auch dabei sind die Betriebsberater gern behilflich.

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